Aktion gegen illegale zahnärztliche Berufsausübung

ADOPTED by FDI General Assembly October, 2002 in Vienna, Austria
REVISED by FDI General Assembly September, 2021 in Sydney, Australia

Kontext

Der ständig steigende Bedarf und die zunehmende  Nachfrage nach zahnmedizinischer Versorgung, guter Zahngesundheit und Dentalästhetik weltweit haben zu einem exponentiellen Wachstum des Dentalmarktes geführt. Das hatte eine signifikante Zunahme von Einzelpersonen oder Unternehmen zur Folge, die  diesen Markt für sich nutzen wollen. 1, 2, 3, 4, 5 Einige dieser Anbieter verfolgen hier einen rein kommerziellen Handlungsansatz, bei dem die Berufsethik und das Wohlergehen der Patienten nur eine untergeordnete Rolle spielen. In vielen Fällen sind hier Personen beteiligt, die nur eine minimale oder keine zahnmedizinische Ausbildung haben. Das kann mit dem Argument begründet werden, dass sie keine Gesundheitsdienstleistung erbringen, sondern ein rein kosmetisches Metier ausüben und deshalb nicht an gesetzliche Regelungen in der Gesundheitsversorgung gebunden seien. Behandlungen dieser Art setzen Patienten dem Risiko unsachgemäßer Eingriffe und irreversibler Schädigungen ihrer Mund- und Allgemeingesundheit aus, unter Umständen ohne die Möglichkeit der Durchsetzung entsprechender Regressforderungen.

Die berufsständische Selbstkontrolle und – sofern vorhanden – staatliche Regelungen sorgen dafür, dass sich Zahnärzte und ihre Teams an ihre berufsethischen Verhaltensrichtlinien und Standards halten und somit eine am Patienten ausgerichtete qualitativ hochwertige und sichere Versorgung gewährleistet ist.  Damit ist sichergestellt, dass behandlungssuchende Patienten von ausgebildeten, qualifizierten und kompetenten Personen versorgt werden, die eine gründliche Untersuchung durchführen, eine umfangreiche Diagnose stellen, einen Behandlungsplan mit mehreren Optionen ausarbeiten und die Behandlung unter Berücksichtigung aller erforderlichen klinischen Aspekte und mit der Zustimmung des informieren Patienten durchführen.  Damit ist ebenfalls sichergestellt, dass der Patient im Falle einer misslungenen Behandlung  Beschwerde einlegen oder auf Schadenersatz über die Berufshaftpflichtversicherung des behandelnden Arztes oder die Zulassungsbehörde klagen kann. 

 

Geltungsbereich

Die vorliegende Stellungnahme definiert den Begriff der ‚illegalen zahnärztlichen Berufsausübung‘, geht auf Fragen des Patientenschutzes ein und fordert die nationalen Behörden auf, die zahnmedizinische Berufsausübung von einzelnen Personen und/oder Organisationen zu unterbinden, wenn sie dazu nicht  autorisiert und vorschriftsmäßig angemeldet oder von einer anerkannten Stelle zugelassen worden sind. Die Stellungnahme enthält keine spezifischen Vorschläge, wie hier im Einzelfall vorzugehen ist, da dies von den nationalen oder lokalen Bestimmungen abhängt.

 

Definitionen

Illegale zahnärztliche Berufsausübung: Durchführung einer  Mundgesundheitsbehandlung durch einzelne Personen oder Organisationen, die hierfür nicht entsprechend den nationalen oder lokalen Bestimmungen ausgebildet, zugelassen, registriert und reguliert wurden.

 

Zahnärzteverordnung: Nationales oder lokales gesetzliches Regelwerk, das zum Schutz der Patienten die Zulassung oder Approbation zur zahnärztlichen Tätigkeit zwingend vorschreibt, Standards für die berufliche Praxis und die Ausbildung sowie für eine ethische Berufsausübung festlegt und die Kompetenz und Eignung zugelassener Angehöriger zahnmedizinischer Berufe prüft. 

 

Grundsätze

  • Sicherheit der Bevölkerung: Patienten müssen darauf vertrauen können, dass die von ihnen gewünschte zahnmedizinische Behandlung nur von professionellen Zahnmedizinern durchgeführt wird, die entsprechend ausgebildet wurden, eine Zulassung haben und sich an die einschlägigen Regelwerke halten.
  • Berufsethik: Die Zahnärzte und die Mitglieder des zahnmedizinischen Teams sollten sich nach den geltenden beruflichen Standards richten. Diese Regulierungsstandards werden auf nationaler oder lokaler Ebene festgelegt.
  • Berufsständische Selbstkontrolle: Zahnärzte und die Mitglieder des zahnmedizinischen Teams müssen gut ausgebildet sein, ethischen Grundsätzen folgen, kompetent sein und rechtlich abgesichert sein, um die Bevölkerung zahnmedizinisch versorgen zu können.

 

 

Stellungnahme

  • Zahnärzte sind akademisch ausgebildete und qualifizierte Gesundheitsfachkräfte, die ihren Patienten eine umfassende zahnmedizinische Behandlung oder Mundgesundheitsbehandlung zukommen lassen. Je nach nationaler oder lokaler Gesetzeslage können sie sich von entsprechend ausgebildeten anderen Mitgliedern des zahnärztlichen Teams unterstützen lassen oder bestimmte Aufgaben an diese delegieren. 
  • Patienten, die sich von nicht zugelassenen und unqualifizierten Gesundheitsdienstleistern behandeln lassen, gehen ein erhebliches Risiko irreversibler Behandlungsfehler ein. Dieses Risiko kann auch die Verwendung nicht gesetzlich regulierter oder illegaler Materialien beinhalten, die schädlich sein können. Gegenüber Gesundheitsdienstleistern, die außerhalb des gesetzlich regulierten Rahmens tätig sind, haben geschädigte Patienten keinerlei Zugang zu Rechtsmitteln oder über Versicherungen abgedeckte Regressansprüche, und es gibt keine Möglichkeit von Sanktionen durch eine Zulassungsbehörde. Für Patienten kann das die Folge haben, dass sie mit einer dauerhaften Beeinträchtigung ihrer Mundgesundheit, ihrer Allgemeingesundheit und ihres persönlichen Wohlbefindens leben müssen.
  • Patienten ist es u. U. nicht bewusst, dass sie von nicht ausgebildeten Personen ohne Zulassung behandelt wurden; dies kann zu einem Vertrauensverlust der Öffentlichkeit in den zahnmedizinischen Beruf führen.
  • Die FDI fordert deshalb die Regulierungsstellen in allen Zuständigkeitsbereichen auf, das Problem der illegalen zahnärztlichen Berufsausübung als Prioritätsthema zu behandeln, die Bevölkerung zu schützen und die konsequente Anwendung des bestehenden Regelwerks sicherzustellen. 
  • Die FDI fordert Zahnärzte und Mitglieder zahnärztlicher Teams auf, die Zusammenarbeit mit einer Organisation sorgfältig zu prüfen, die sich außerhalb des gesetzlichen Regulierungsrahmens bewegt und versucht, für ihr Personal  Zahnärzte und Assistenzkräfte zur Erhöhung der Glaubwürdigkeit ihres Geschäftsmodells zu gewinnen.
  • Das FDI-Handbuch der zahnärztlichen Ethik6 und die FDI-Stellungnahme zur Rolle der FDI zur Ethik in der Zahnmedizin7 beschreibt wichtige Grundsätze der zahnmedizinischer Professionalität in einem weiteren internationalen Kontext.

 

Schlüsselwörter

Ausbildung, Rechtsvorschriften, illegale Berufsausübung

 

Disclaimer

Die Informationen in dieser Stellungnahme basieren jeweils auf dem aktuellen wissenschaftlichen Kenntnisstand. Sie können so ausgelegt werden, dass sie existierende kulturelle Sensibilitäten und sozioökonomische Zwänge widerspiegeln.

 

Literaturhinweise

  1. Ran H, Arjunaidy B, Roslan NA, Syuhada WN, Muhamad AW. A descriptive summary of unlicensed dental practice. Malaysian Journal of Public Health Medicine. 20 (2): 252-260. Abrufbar unter: http://mjphm.org/index.php/mjphm/article/view/548/156
  1. Fake dentists are making a comeback - at the unlikeliest of places. The Star [Internet], 2021 Jan 13. Abrufbar unter: https://www.thestar.com.my/news/nation/2021/01/13/fake-dentists-are-mak…
  1. Consumers at risk with unlicensed practitioners. The Jet, Fiji Community Newspaper [Internet]. 2013 May 14. Abrufbar unter: https://www.thejetnewspaper.com/consumers-at-risk-with-unlicensed-pract…
  1. RajaRajeswari Dental College and Hopsital blog. Quackery In Dentistry [Internet] 2019 Aug. Abrufbar unter: https://www.rrdch.org/blog/quackery-in-dentistry/
  1. American Dental Association. Direct-to-Consumer Dental Services. Abrufbar unter: https://www.ada.org/en/about-the-ada/ada-positions-policies-and-stateme…
  1. Brands W, Naidoo S, Porter S, Sereny M, van Dijk W, Welie J (2018) FDI-Handbuch der zahnärztlichen Ethik 2: Abrufbar unter: https://www.fdiworlddental.org/resources/manuals/dental-ethics-manual-2
  2. FDI-Stellungnahme zur Rolle der FDI zur Ethik in der Zahnmedizin, angenommen auf der FDI-Generalversammlung im September 2015 in Bangkok, Thailand. Abrufbar unter: https://www.fdiworlddental.org/de/resources/policy-statements-and-resolutions/die-rolle-der-fdi-zur-ethik-in-der-zahnmedizin

 

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